historische Persönlichkeiten
Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811)
Der in Sömmerda geborene Salzmann gilt als einer der bedeutensten Pädagogen der Aufklärungszeit. Der studierte Theologe kam im Jahre 1784 nach Schnepfenthal um mit Unterstützung des aufgeklärten Herzogs Ernst II. eine eigene Erziehungsanstalt zu errichten. Salzmanns ganzheitlicher Ansatz, die Entwicklung seiner Zöglinge auf geistigem, sittlichem und körperlichen Gebiet voranzutreiben, sollte diese für die Ideen der Aufklärung öffnen. Diese Ansätze thematisierte der Pädagoge in zahlreichen Schriften (wie dem "Krebs" - und "Ameisenbüchlein") und der Wochenschrift "Der Bote aus Thüringen". Er berichtete darin auch von den Ereignissen seiner Zeit und scheute sich nicht die Missstände, gerade im Bildungswesen offen anzusprechen.
Nach einem Angebot des Thüringer Kultusministeriums wurde 2001 am Standort der philanthropischen Erziehungsanstalt das Staatliche Spezialgymnasium für Sprachen "Salzmannschule" gegründet.
Johann Matthäus Bechstein (1757 - 1822)
Von 1778-1780 Studium der Theologie, Naturwissenschaften sowie Forst- und Kameralwissenschaft in Jena. Ab 1785 war er Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften am Philanthropin in Schnepfenthal. 1794 gründete er die öffentliche Lehranstalt für Forst- und Jagdkunde in der Kemnote bei Waltershausen. 1795 rief er die „Sozietät für Forst- und Jagdkunde“ ins Leben (erste Gesellschaft für Forstpraktiker und Gelehrte). 1797 erschien die Abhandlung der Sozietät in der Gesellschaftsschrift Diana. Bechstein wurde 1800 Direktor der Lehranstalt. 1803 kam es zur Erhebung der Anstalt zu einer Forstakademie.
Umfangreiche naturkundliche Schriften brachten ihm den Ruf als „Vater der deutschen Vogelkunde“ ein. Er war einer der ersten der sich für den Naturschutz einsetzte und den Erhalt von Tieren forderte, die man zu seiner Zeit nicht als schützenswert ansah. Nach ihm sind die Bechsteinfledermaus und die Bechstein-Drossel benannt.
Johann Matthäus Bechstein begründete die Terrarienkunde mit seiner Naturgeschichte der Stubentiere. Insgesamt umfasst sein Werk ca. 90 Monographien mit 132 Einzelbänden.
1806 bekam er die Ehrendoktorwürde durch die Universität Erlangen verliehen.
Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759-1839)
Nachdem der am 9. August in 1759 in Quedlinburg geborene GutsMuths, 1785 seine Stelle als Lehrer an dem Philanthropin in Schnepfenthal angetreten hatte, legte er mit seinem Wirken die Grundlage der neuzeitlichen Körpererziehung. Der Philanthrop und Sportpädagoge lehrte über 50 Jahre an der von Salzmann gegründeten Erziehungsanstalt und machte sich mit seinen programmatischen Veröffentlichungen international einen Namen. Hier einige davon: ,,Gymnastik für die Jugend", 1793 und 1804; ,,Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst zum Selbstunterrichte", 1798; ,,Spiel-Allmanach für die Jugend", 1802 und pädagogische Zeitschriften von 1800 bis 1820. In Schnepfenthal begründete er den Schulsport und führte Sportarten ein, wie Gymnastik, Schwimmen, Ski laufen, Schlittschuh laufen, Stabhochsprung und Waldlauf. Geturnt wurde auf dem schuleigenen Gymnastikplatz, dem ersten Deutschlands!
Zahlreiche Straßen, Schulen und Vereine sowie der größte Crosslauf Europas, der Rennsteiglauf, tragen heute seinen Namen.
Johann Daniel Kestner jun. (1787-1858)
Der Sprössling einer Wirtschaftsfamilie gilt als Begründer der Waltershäuser Puppenindustrie. Ab 1816 begann Kestner sein Unternehmen aufzubauen, zunächst bot er billigste Waren wie Pappfigürchen, Zwirnknöpfchen und Schreibtafeln an, später dann auch Puppenköpfe aus Papiermaché. Schon wenige Jahre später exportierte der Unternehmer seine Waren auch über die Grenzen der Deutschen Lande hinaus, wodurch auch sein Vermögen stetig zunahm. Kestner jun. machte die Puppen- und Spielzeugindustrie zu einem der wichtigsten Industriezweige der Stadt und gab in schwierigen Zeiten vielen Waltershäusern (ganze Familien arbeiteten in seinem Fabriken oder fertigten in Heimarbeit) ein, wenn auch bescheidenes Auskommen.
Johann Daniel Kestner sen. (1788-1853)
Der Unternehmer machte sich als "Wurstkestner" einen Namen, als er zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem Wurstversand in Waltershausen zum Aufschwung verhalf. Vor allem die Servelatwurst aus seiner Herstellung gelangte zu einiger Berühmtheit, daneben stellten die Waltershäuser Fleischer noch Zungenwurst, Leberwurst, Blutwurst, Schinkenwurst und Sülzen her. Nach verschiedenen Überlieferungen stammte das Wurstrezept entweder von einem in den Freiheitskriegen in Waltershausen zurückgebliebenen Russen oder aus Kenntnissen, die Kestner als wandernder Fleischergeselle in Russland gesammelt hatte. Unter den Namen "Gothaer Wurst" vertrieb Kestner sen. seine Waren recht erfolgreich in ganz Deutschland.
Heinrich Schwerdt (1810-1888)
Der als Sohn eines Pfarrers in Neukirchen bei Eisenach geborene Heinrich Schwerdt machte sich als Theologe, Pädagoge, Politiker und Schriftsteller einen Namen. Der studierte Theologe galt als fortschrittlicher Politiker und setzte sich mit seinen sozialen Initiativen für die Unterstützung Erwerbsloser ein. Im Jahre 1872 wurde Schwerdt Superintendent in Waltershausen und tat sich auch hier mit der Gründung und Leitung des Thüringerwald-Vereins hervor. Auch als Schriftsteller war er äußerst produktiv und verfasste Schriften zu heimatkundlichen, wissenschaftlichen, gemeinnützigen und politischen Themen, wofür er u.a. vom deutschen Schriftstellerverband zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Benjamin Polack (1829-1897)
Neben der Puppen- und Wurstfabrikation war die Schlauchweberei eine der wichtigsten Exportindustrien, die in Waltershausen im 19. Jahrhundert entstanden waren. Der vormalige Handelsreisende Benjamin Polack machte sich 1863 mit der Neugründung einer Fabrik am Ziegenberg selbstständig. Die Nachfrage nach den in seiner Fabrik hergestellten Spritzenschläuchen war derart groß, dass die Produktion in Außenstellen ausgelagert werden musste, da u.a. in Waltershausen qualifizierte Arbeitskräfte fehlten. Das von ihm eingeführte Gummierungsverfahren, international prämiert, war wegweisend für die spätere Produktion von Gummireifen für die Fahrrad- und Automobilindustrie. In der neu erbauten Fabrik in der Gothaer Straße machte sein Sohn Max Polack die Erzeugnisse unter den Namen "Titan-Reifen" später zu einer europaweit bekannten Marke.
August Trinius (1851-1919)
Der in Schkeuditz bei Leipzig geborene Reiseschriftsteller August Trinius war nicht nur ein umtriebiger Schriftsteller, sondern auch ein rüstiger Wanderer. Den erlernten Beruf des Buchhalters gab er schließlich auf, um sich der Schriftstellerei zu widmen und ausgedehnte Wanderungen durch ganz Deutschland zu unternehmen. Dabei kam er auch öfters nach Thüringen und dann diente ihm Waltershausen, wo er sich 1890 niederließ, mehrfach als Ausgangspunkt seiner Wanderungen. Hier traf er auch mit dem Maler Friedrich Holbein zusammen. Die beiden Männer verband eine langjährige Freundschaft. Als sein bedeutendstes Werk kann das "Thüringer Wanderbuch" gelten, von dem im Zeitraum von 1886-1902 insgesamt 8 Bände erschienen. Er war außerdem, wie auch Holbein, ein genauer Beobachter des Lebens der Einwohner seines Heimatortes.
Luise Gerbing (1855-1927)
Wer sich mit der Volkskunde Thüringens beschäftigt, kennt mit Sicherheit die "Thüringer Waldfrau" Luise Gerbing. Diese entstammte einer Schnepfenthaler Lehrerfamilie, was ihr den Zugang zu höherer Bildung ermöglichte. Sie widmete sich Zeit ihres Lebens der Erforschung von Brauchtum, Tracht und Siedlungsgeschichte ihrer Heimat. Ihren wissenschaftlichen Arbeiten, so etwa zu Feld- und Flurnamen, lagen intensive Studien historischer Quellen ebenso zugrunde wie auch Feldforschungen in allen Teilen Thüringens. Durch ihr Wirken konnte sie Kultur und Tradition einer vergangenen Zeit für die Nachwelt erhalten.
Friedrich Holbein (1856-1940)
Der Kunstmaler Friedrich Holbein, Sohn eines Leinenwebers, zeigte schon in jungen Jahren künstlerisches Talent. Der Autodidakt, der bis zu seinem 30.Lebensjahr in Heimarbeit Puppenköpfe bemalte, fand seine größten Inspirationen in der Umgebung seines Heimatortes Waltershausen. Die enge Zusammenarbeit mit dem Reiseschriftsteller August Trinius, für den er verschiedene Bücher illustrierte, machte ihn weit über die Grenzen Waltershausens bekannt. Bekannt war Holbein auch als Wandersmann, der jeden Sonntag, bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit, den Inselsberg bestieg, um dort auf der Veranda des "Hotel Gotha" seine Werke anzubieten. Bis 1940 hatte er sich unglaubliche 2244 Male in das Gipfelbuch des Inselsberges eingetragen!
Dr. Wilhelm Heufelder (1896-1976)
Der Sohn einer bürgerlichen Familie aus Kulmbach (Oberfranken) leistete mit seinem Einsatz für den Neubau eines Krankenhauses am Geizenberg dem Gesundheitswesen in Waltershausen einen großen Dienst. Der Mediziner, der sein Studium nach seinem Militärdienst im Ersten Weltkrieg in München aufnahm, war nach mehreren Assistenzstellen ab 1930 der Leiter des Krankenhauses in Waltershausen. Als Chirurg machte er sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor allem auf dem Gebiet der Kropfbehandlung auch über die Grenzen der DDR hinaus einen Namen. Erst 1966 schied Dr. Heufelder aus Altersgründen als ärztlicher Direktor der Chirurgischen Abteilung aus und arbeitete danach noch einige Jahre als Facharzt.